Wenn Job-Resignation zum Hype wird.

„Eigentlich habe ich schon innerlich gekündigt, aber ich sag´s dir nicht.“ Das ist die Arbeitseinstellung, die derzeit in den sozialen Netzwerken durch die Decke geht. 72,7 Millionen Mal wurde auf TikTok der Hashtag #quietquitting verwendet.

„Quiet Quitting“ steht für ein Lebensmodell, das Arbeit und Leben ganz klar entkoppelt, jedoch weit über die altbekannte „Work-Life-Balance“ hinausgeht. Es bedeutet, im Job nur noch exakt das zu tun, was in der Jobbeschreibung enthalten ist. Keinen einzigen Handgriff mehr, keine Sekunde länger.

Wenn eine Person sich entschließt, „still zu kündigen“, bedeutet das eine vollständige emotionale Loslösung von Beruf und Arbeitsstelle: vom Arbeitgeber, vom Team, von der Tätigkeit selbst, der eigenen Verantwortung, von Gestaltungsmöglichkeiten oder Perspektiven. Arbeit wird mit geringstmöglichem Aufwand verrichtet und ist lediglich Mittel zum Zweck. Alles, was „Leben“ ist, findet nach Feierabend statt.

Quiet Quitter wollen weder bewusst dem Unternehmen schaden noch ihren Job verlieren. Sie tun, was von ihnen verlangt wird. Mit maximaler Gleichgültigkeit und immer genau so viel, dass die Pflicht erfüllt ist.

Der Begriff „Quiet Quitting“ taucht ursprünglich in Zusammenhang mit Burnout-Prävention auf – als Gegenentwurf zu allzu hoher Aufopferung bis hin zur Selbstaufgabe im Job. In solchen Fällen kann es durchaus Sinn machen, emotional ein wenig Abstand zur Arbeit zu gewinnen und sich wieder auf sich und die eigenen Bedürfnisse zu besinnen. Wenn ein solcher Gedanke allerdings zum „Hype“ wird, ist davon auszugehen, dass sich nicht nur Menschen am Rande des Burnouts angesprochen fühlen, sondern auch sehr viele, die ohnehin nie bereit waren, die berühmte Extrameile zu gehen. Die nie für einen Job gebrannt haben. Die in diesem Mindset nicht nur eine Rechtfertigung für ihr nicht vorhandenes Engagement finden, sondern sich dabei auch noch hip und fancy fühlen können.



Patt-Situation für Arbeitgeber, Kollegen und Kunden

Ein solches Verhalten ist egozentrisch und unfair gegenüber Arbeitgeber und Kollegen. Geschäftsschädigend, wenn es um z.B. Produktionstätigkeiten geht, eine Katastrophe, wenn Menschen im Spiel sind. Sobald es im Job auf Empathie, Fürsorge und Nächstenliebe ankommt, bedeutet Quit Quitting den Untergang. Lehrer, Pfleger, Rettungssanitäter, … Nicht auszudenken, wenn all diese ihre Arbeit nur noch mechanisch verrichten würden. Es ist wirklich keinem zu wünschen, im Notfall an einen Arzt zu geraten, der diesen Mindset teilt.

Der Schaden, den „Quiet Quitting“ anrichtet, ist enorm, weitreichend und unumkehrbar.


Wie kann es dazu kommen?

Im Arbeitsvertrag wird festgehalten, was Mitarbeiter in welchem Rahmen zu tun haben. Das „was“ lässt sich noch relativ klar festhalten, das „wie“ findet jedoch in keinem Vertrag und keiner Jobbeschreibung Platz. Es steckt in der Firmenkultur, im Zusammenspiel des Teams, im gemeinsamen Werteverständnis. Genau das ist es aber, worauf es ankommt und was Unternehmen erfolgreich macht – oder eben nicht.

All das fällt unter „Psychologischer Vertrag“: Leistungen, von denen man wechselseitig ausgeht, ohne dass es dezidiert und bis ins Detail schriftlich festgehalten werden muss.

„Wenn Sie sich für Ihre Karriere engagieren und eine emotionale Bindung zu der Organisation oder der Karriere verspüren, dann zerstört ein Ereignis, das den psychologischen Vertrag, die ungeschriebenen Erwartungen, verletzt, unser Gefühl dafür, ob wir der Organisation vertrauen können“, so Dr. Ashley Weinberg, Arbeitspsychologin an der University of Salford.

Werden also die Erwartungen über einen längeren Zeitraum enttäuscht, wird dies als schwerer Vertrauensbruch empfunden. Auch, wenn diese Erwartungen nie thematisiert wurden.


Wer den Psychologischen Vertrag im Auge behält, kann Frust vorbeugen.

Wenn sich Mitarbeiter entschließen zu schweigen, ist es zu spät für Umfragen und Mitarbeiterbindungsprogramme. Im schlimmsten Fall überträgt sich diese Stimmung noch auf andere, oder diese werden ebenfalls immer frustrierter, weil sie die Mankos des Kollegen kompensieren müssen. Deshalb: Fragen Sie, bevor Probleme sichtbar werden. Auch oder ganz besonders dann, wenn die Antworten vielleicht wütend, verzweifelt und laut ausfallen, denn zu diesem Zeitpunkt können Sie noch eingreifen.

PERSENTIS ist die einzige Mitarbeiterumfrage, die den Psychologischen Vertrag aufschlüsselt: Die Ergebnisse zeigen, wie die Bedürfnisse und Erwartungen gewichtet und inwieweit diese im Job erfüllt sind. Zudem wird die Differenz zwischen Zufriedenheit und Engagement dargestellt: Ein optimales Quiet Quitting-Frühwarnsystem.

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